Das "Rutz" als Erlebnisgastronomie zu bezeichnen, mag zunächst etwas in die Irre führen. Im wahrsten Sinne des Wortes betrachtet gibt es allerdings keine treffendere Umschreibung. Das gilt noch einmal mehr, seitdem Berlins einziges Drei-Sterne-Restaurant Anfang 2022 ein Interior-Upgrade mit einem raumhohen beleuchteten Schaulager als Herzstück bekommen hat. Der Service unter der Leitung von Falco Mühlichen ist selbstredend perfekt, aber vor allem auch charmant und humorvoll. Die Weinexpertise von Nancy Großmann im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet und trotzdem niedrigschwellig.
Das Küchenteam rund um Marco Müller und Dennis Quetsch hat sich in seinem Menü "Natur & Aromen" jüngst der Ehrenrettung des Karpfens angenommen. Der kommt - von den Müritzfischern - dry aged mit Holunder und Schuppen-Flakes und als Interpretation eines Teriyaki Sticks auf den Tisch und muss sich hinter keinem Thunfisch verstecken. Interessierten Gästen wird ein Gang am Chef’s Table, direkt am Pass, serviert. Dort lässt sich im Schein der Wärmelampen nicht nur ganz buchstäblich die Hitze des allabendlichen Gefechts erleben, sondern auch der Meister persönlich, der mit Leidenschaft von eben jenem Karpfen und seinen morgendlichen Foraging-Touren im Wald vor seiner Haustür berichtet. "Wir wollen das perfektionieren, was bei uns vor der Haustür wächst", sagt er.
Nicht umsonst wurde das "Rutz" 2020 neben der höchsten Wertung im "Guide Michelin" auch mit einen grünen Stern für Nachhaltigkeit geehrt. Eine konsequente Weiterentwicklung für das inhabergeführte Restaurant von Anja und Carsten Schmidt an der Chausseestraße in Mitte, das sich in den 21 Jahren seines Bestehens von der Weinbar zu Berlins einziger Drei-Sterne-Destination transformiert hat.
Allein das Interior wurde in den vergangenen Jahren nicht mehr ganz den höchsten Standards von Team und Küche gerecht. Nach achtwöchiger Renovierung – in denen das "Rutz" ins "Rutz Zollhaus" in Kreuzberg ausgewichen war – wurde das Restaurant neu eröffnet, die Weinbar ist am Carl-Herz-Ufer geblieben.
So gibt es im "Rutz" jetzt nicht nur mehr Tische, sondern vor allem ein Innendesign von geradliniger Eleganz als Entsprechung von Marco Müllers Kunst auf dem Teller. Kernthemen wie Nachhaltigkeit, Regionalität, Detailverliebtheit und Handwerk spiegeln sich in handgearbeiteten Holzelementen aus Nussbaum, die Sitzbänke wurden mit samtweichem Leder des Hermès-Zulieferers bezogen und der Schieferboden aufbereitet.
Die markanten goldenen Säulen sind schlichtem Schwarz gewichen, durch granitfarbene Vorhänge erhält das Restaurant dazu eine intimere Atmosphäre. Neues Herzstück des Restaurants ist ein beleuchtetes Schaulager, das in der Mitte des Raumes beide Etagen miteinander verbindet und in großen Weckgläsern Müllers Schätze von Fichtennadeln bis hin zum Kombucha zeigt.
Mit dem Umbau wurde die Architektin Gesine Weinmiller beauftragt. "Einem Maßanzug gleich haben wir Werkstatt sowie Koch- und Gastraum miteinander verwoben", sagt die Berlinerin. "Sie sind nicht mehr voneinander getrennte Welten, sondern Küche, Bevorratung und Raum der Gäste sind eins." "Ich freue mich jetzt jeden Tag, wenn ich von meinem Küchenpass auf unsere Vorratswand schaue", sagt Marco Müller.
"Rutz": Chausseestraße 8, 10115 Berlin. Mehr Informationen und Reservierung hier.
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