Bei Woodcuisine müssen die Gäste die Zutaten für ihr Essen selbst sammeln. Gekocht wird im Wald auf offenem Feuer. Gründer Mischa-Amadeus Olma verspricht ein ganzheitliches Erlebnis für naturentfremdete Städter
Als Mischa-Amadeus Olma nach Jahren in der Medienbranche den Wunsch verspürte, wieder einmal etwas mit seinen Händen zu erschaffen, tat er das, was für viele seiner Kolleg:innen nur eine diffuse Sehnsucht bleibt: Er stellte sein Leben auf den Kopf und wurde “Tischler”. Gemeinsam mit seinem Bruder Joschka und seinem Freund David Meng gründete er 2015 Woodboom, eine Manufaktur für Möbel aus Massivholz und Stahl, beheimatet in einer alten Industriehalle in Lichtenberg. Bald kamen Aufträge für Interiorkonzepte hinzu. Für Privatpersonen, Hotels, Büros – und für Restaurants. Und damit auch eine neue Leidenschaft fürs Essen. Im Geiste der Woodboom-DNA – nachhaltig, handwerklich, lokal und im Einklang mit der Natur zu arbeiten – entstand vor zwei Jahren die Idee zu Woodcuisine. Begleitete, ganztägige Ausflüge in die Wälder rund um Berlin, bei denen die kleinen Gruppen von maximal 20 Personen mit Workshops zu Themen wie Weinherstellung aus Wildobst, Brotbacken, Sammeln von Wildkräutern und Pilzen, Fermentation oder ganzheitliche Verarbeitung von Tieren, gefolgt von einem gemeinsamen Fünf-Gang-Dinner, die Verbindung zwischen Natur, Holz und gutem Essen erleben können.
Der Fokus liegt dabei auf Zutaten, die zuvor selbst gesammelt wurden. Gekocht wird in einer Outdoor-Küche und auf dem Feuerring – eine Stahlkonstruktion des Schweizer Bildhauers Andreas Reichlin, in dessen Mitte ein offenes Feuer lodert und auf dessen Rand bei Woodcuisine Gemüse, Kartoffeln, Pilze, Fisch, Fleisch und sogar Pancakes gebraten werden. So bieten die Events im Wald nicht nur die Möglichkeit, Wissen über Pflanzen, Tiere und Koch- oder Haltbarkeitstechniken zu erlernen und handwerklich kreativ zu werden, sondern auch besondere kulinarische Erlebnisse und die verbindend-gemütliche Atmosphäre, die nur entsteht, wenn Menschen sich rund um ein Feuer versammeln.
Neben Woodcuisine-Ausflügen mit dem befreundeten Koch Felipe Troncoso Castro sind auch in dieser Saison von Frühjahr bis Herbst immer wieder Events mit prominenten Gastköchen wie Sebastian Frank aus dem Zwei-Sternerestaurant “Horváth” geplant. Der hatte bereits im vergangenen Jahr mit den Teilnehmenden einen Tag zum Thema “Sommeranfang in der Natur – das Reh” verbracht. Unter Anleitung des Österreichers wurde ein Tier zerlegt und die Verarbeitung der einzelnen Teilstücke bis zum fertigen Gericht begleitet. Weitere Protagonist:innen sind Kräuterpädagogin Victoria Lorenz, die bei ihren Wildkräuterführungen über vermeintliches Unkraut aufklärt und Anregungen zum Experimentieren mit der essbaren, urbanen Wildnis gibt. Oder Martin Rötzel, der mit den Kräutern, Trieben, Früchten, Beeren, Blüten und Pilzen seines The Monk Garden die Berliner Spitzengastronomie beliefert und sein Wissen darüber teilt, was in der Stadtnatur essbar ist und was lieber nicht.
Gearbeitet wird mit dem, was saisonal verfügbar ist, das gilt auch fürs Wetter: Die Ausflüge finden auch bei Regen statt. Die Woodcuisine-Saison beginnt in diesem Jahr am 29. April, ein Highlight wird die Kooperation mit dem Restaurant Mirali aus Kiew. Im Zentrum der Philosophie des namensgebenden Küchenchefs stehen Zero Waste, lokale Saisonalität und Fermentation. Daneben wird das Team rund um Mischa-Amadeus Olma in diesem Jahr den kulinarischen Teil des Kunstfestivals Art Biesenthal mit verschiedenen Sommerveranstaltung im Berliner Umland gestalten.
Termine und Tickets unter https://woodboom.de/collections/woodcuisine
Zuerst erschienen in EssPress No. 4|5 2023
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